In einem EU-Projekt werden Gebärdensprachen digitalisiert, damit sich hörende und gehörlose Menschen ohne Dolmetscher verständigen können.

Oft findet keine Kommunikation zwischen hörenden und tauben Menschen statt, weil beide grundverschiedene Sprachen benutzen. Mit dem von der EU geförderten Projekt „International Assisted Communication for Education“ (Internationales Projekt für unterstützende Kommunikation in der Bildung) soll sich dies ändern. Ein internationales Forscherteam entwickelt derzeit digitale Gebärdensprache-Übersetzer, die langfristig die Kommunikation in Echtzeit zwischen beiden Gruppen ermöglichen sollen. Da Gebärdensprachen von Land zu Land unterschiedlich sind, digitalisieren die Forscher die Gebärden für zunächst sechs Sprachen (Portugiesisch, Slowenisch, Griechisch, Deutsch, Englisch und zypriotisches Griechisch).

Bei der Gebärdendarstellung benutzen sie Sensorhandschuhe, die Bewegungen werden von einer speziellen Kamera und Software erkannt. Die Gesten werden daraufhin auf dem Bildschirm von einem digitalen Avatar dargestellt und in einer Datenbank gespeichert, die zunächst 500 Wörter pro Sprache umfassen soll. Der Avatar soll später in der Lage sein, die passenden Antworten in Gebärdensprache zu geben und zuerst ab Oktober in einer zentralen U-Bahn-Station in Porto eingesetzt werden. Auf Fragen, wie zum Beispiel nach dem richtigen Ticket oder der Höhe des Fahrpreises, soll er individuell in einer der sechs Gebärdensprachen antworten können. Wenn er für die Antwort Wörter benötigt, die nicht zu seinem Vokabular gehören, soll er diese im Fingeralphabet buchstabieren. Leicht eingesetzt werden kann er auch bei der Übersetzung von Texten. Da sich die Grammatik und Wortreihenfolge der Schriftsprachen stark von den Gebärdensprachen unterscheidet, würde dies eine große Erleichterung für Gehörlose bedeuten und ihnen einen besseren Zugang zu Bildungsinhalten verschaffen.

Der Service-Avatar soll jedoch nur der Anfang sein. Ziel der Forscher ist es, weitere Gebärdenzeichen in die Datenbank einzupflegen, den Avatar um Mimik zu erweitern und eine App zu entwickeln, die eine spontane, einfache Verständigung zwischen Gehörlosen und Hörenden ermöglicht.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie unter:
uni-siegen.de