Organe aus dem 3-D-Drucker, der permanente Körperscan oder Nanobots zur Zellreperatur – viele Deutsche stehen diesen Zukunftsszenarien der Gesundheitsindustrie offen gegenüber, so das Ergebnis der internationalen Studie zum Zukunftsprojekt »Homo Digitalis« von BR, ARTE und dem Fraunhofer IAO. Über 22.000 Teilnehmende aus Deutschland und Frankreich hatten in einem Online-Test ihre Akzeptanz gegenüber neuen Technologien getestet.

Das Warten auf ein Spenderorgan könnte in Zukunft obsolet werden, stattdessen werden benötigte Organe ganz einfach im 3-D-Drucker hergestellt.

Die absolute Mehrheit der befragten Deutschen (70 %) hätte damit kein Problem. Auch der permanente Körperscan, bei dem Bluthochdruck, Puls und Hormonhaushalt gemessen und Auskunft über den aktuellen Gesundheitsstatus gegeben wird, stößt bei mehr als der Hälfte der Befragten auf Akzeptanz, ähnlich sieht es bei Nanobots aus: Mini-Roboter, die in menschliche Adern eingebracht werden, um dort Zellen zu reparieren. Zurückhaltender zeigen sich die Befragten dagegen bei den Punkten DNA-Hacking und Chips im Gehirn – nur jeder Dritte würde von der Möglichkeit Gebrauch machen, sein Erbgut am Computer zu verändern oder durch ein Gehirn-»Upgrade« Konzentration, Kreativität oder Intelligenz zu verbessern. Bei den weiblichen Befragten ließ sich allgemein mehr Zurückhaltung für sämtliche technologische Optimierungen des eigenen Körpers feststellen. Mit steigendem Alter der Befragten nimmt zudem die Zustimmung zu Organen aus dem 3-D-Drucker sukzessive ab: in der Altersgruppe über 60 Jahren wären nur noch knapp 50 % mit dieser Technologie einverstanden.

Kollege Roboter wird mehrheitlich akzeptiert
Pepper ist ein informativer und kommunikativer „Roboter-Gefährte“.

Im Projekt »Homo Digitalis« beschäftigt sich das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO gemeinsam mit dem Bayerischen Rundfunk (BR) und Arte mit möglichen Veränderungen, die die Digitalisierung in verschiedenen Lebensbereichen mit sich bringen könnte. Das Fraunhofer IAO hat in enger Zusammenarbeit mit dem BR einen begleitenden Online-Test entwickelt, in dem die Einstellung und Akzeptanz der gezeigten Technologien in der Bevölkerung näher untersucht und diese für die Teilnehmenden erlebbar gemacht werden. Die nun veröffentlichte Studie »Homo Digitalis« präsentiert und diskutiert die Ergebnisse des Online-Tests und ihre Bedeutung für die digitalisierte Arbeitswelt von morgen.

 

Neben Fragen zur digitalen Selbstoptimierung im Gesundheitsbereich untersucht die Studie auch die Einstellung zwischen Mensch und Maschine in anderen Bereichen, etwa im Umgang mit technischen Hilfsmitteln oder in der digitalen Arbeitswelt. So können die Deutschen sich zwar grundsätzlich einen Roboter in ihrem Arbeitsumfeld vorstellen, aber die Mehrheit wünscht sich eine konstruktive Zusammenarbeit mit diesem. Es wird also in Zukunft mehr Bedarf an der Entwicklung kollaborativer Roboter geben, die nicht nur stumpf Tätigkeiten ausführen, sondern es dem menschlichen Gegenüber auch ermöglichen, eine kollegiale Beziehung aufzubauen. Dazu gehören Interaktions-strategien, die ein Verhalten des Roboters definieren, das Vertrauen und Transparenz schafft.

TV-Dokumentation zu »Homo Digitalis« ab sofort online

Die Zukunftsstudie »Homo Digitalis« war Teil eines internationalen Webprojekts, zu dem auch eine siebenteilige Webserie gehört. Gemeinsam mit Experten aus den USA, Großbritannien oder Japan geht Moderatorin Helen Fares in den Folgen der Frage nach, wie künstliche Intelligenz, Chips im Gehirn oder digitale Freunde unser Leben verändern können. Ziel des Projekts »Homo Digitalis« war es, mit Webserie und Zukunftstest die Nutzer zum Nachdenken über den Umgang mit Zukunftstechnologien zu bringen. Ab sofort ist in der BR-Mediathek (www.br.de/mediathek) die TV-Dokumentation Homo Digitalis als »Web-First« abrufbar, die die Episoden der Webserie mit den abschließenden Studien-ergebnissen verknüpft.

Pepper in Japan bei seiner Arbeit als intelligenter Gefährte

Text: Frauenhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO
Bilder: Fraunhofer IAO / Bayrischer Rundfunk /Andy Kelly, Alex Knight – Unsplash