Wer bei dem Wort “Rollator” nur an das klobige, graue Stahlrohrgestell mit rostigem Drahtkörbchen denkt, mit dem Omi gramgebeugt durch die Supermarktflure schlurft, hat eine Menge nicht mitbekommen. Bereits seit einigen Jahren bieten deutlich elegantere Gefährte eine Alternative zum Standard-Kassengestell und glänzen mit vielen neuen Vorteilen.

Der Rollator galt lange als hässliches und etwas peinliches Hilfsmittel, das vor allem Gebrechlichkeit signalisierte. Doch dieses Bild ändert sich zunehmend, die modernen Rollatoren wirken häufig eher wie schicke Accessoires, die man locker und aufrecht stehend vor sich herrollt. Die Nutzer fahren ihre neuen Modelle mittlerweile gerne spazieren und leisten sich immer öfter noch einen Zweit- oder Drittrollator. Denn für viele ist der Gehwagen ein wichtiges Utensil, das sie erst mobil, unabhängig und selbstsicher im Alltag macht.

Wer sich mit dem Basismodell seiner Krankenkasse nicht mehr begnügen mag, investiert aus eigener Tasche in die Qualität seiner Mobilität. Gegen eine Zuzahlung von 8 bis 10 Euro gibt es von dieser zwar ein funktionales, aber weder besonders schönes noch komfortables Modell. Immer mehr Nutzer zahlen deshalb etwas dazu, wobei die Investition sehr unterschiedlich ausfallen kann. Die Preisspanne der Premium-Rollatoren reicht von 150 bis 3.000 Euro.

Vom sperrigen Stahlrohrgestänge zum schnittigen Leichtgewicht

Die Schwedin Aina Wifalk erfand 1978 den ersten Rollator, der damals noch „Gehwagen“ hieß. Anfang der 1990er-Jahre gelangte er auch auf den deutschen Markt und ist mittlerweile im Alltag überall anzutreffen. Das Basismodell besteht für gewöhnlich aus Metallstangen und vier Gummirädern, von denen die zwei vorderen rundum beweglich sind. Die Handgriffe sind in der Höhe verstellbar, hier befindet sich auch die Handbremse. Vorhanden ist außerdem meist ein harter, schmaler Sitz zum Ausruhen, ein Gehstockhalter, ein Tablett und ein Metallkorb, der am Gestell befestigt werden kann.

Das Konstruktionsprinzip dieser Gehhilfe war bahnbrechend, aber noch nicht gänzlich ausgereift. Mit einem Gewicht um die 10 Kilogramm sind die Standardmodelle so schwer, dass das Anheben an der Bordsteinkante schon eine Herausforderung sein kann. Der Klappmechanismus ist zudem meist umständlich auszulösen und nicht zufriedenstellend. Da die Rollatoren oft nur in der Tiefe zusammenklappbar sind, können sie auch in diesem Zustand zu sperrig sein, um in einen kleineren Kofferraum zu passen. Auch optisch sind die Kassengestelle kein Highlight und vermitteln gerne einen biederen Eindruck. Mit den neuen Modellen hingegen können agilere Benutzer auch auf Waldwegen spazieren gehen. Sie wiegen deutlich weniger, sind mit einem Handgriff auf ein bequem verstaubares Maß zusammengefaltet und sehen auch noch schick aus.

Damit die Gehhilfen leichter sind, werden, wie beim Automobilleichtbau, Aluminium- oder kohlefaserverstärkte Kunststoffe verwendet. Es überrascht daher nicht, dass sich namhafte Rollatorenhersteller Anregungen bei Automobilherstellern holen. Den „Porsche“ unter den Rollatoren gibt es schon: ein Hersteller von Medizin- und Rehabilitationstechnik entwickelte zusammen mit dem Porsche Design Studio einen Rollator, der nicht nur durch eine schnittige Optik überzeugt: Das Leichtgewicht aus Carbon wiegt nur 5,8 Kilo und ist entsprechend wendig.

Leichtgewicht-Rollatoren wie der Dolomite Jazz lassen sich einfach und sehr platzsparend zusammenfalten.

 

Führend bei der Herstellung von Rollatoren sind seit langem skandinavische Hersteller. Als besonders zuverlässig und komfortabel gilt z. B. das etablierte Modell „Troja“ der norwegischen Firma TOPRO, das als Mercedes der Rollatoren gilt. Dass viele der skandinavischen Modelle außerdem geländegängig sind, überrascht bei den dortigen topographischen Gegebenheiten nicht. Für Naturliebhaber gibt es Modelle, die aufgrund größerer Reifen und breiterer Spur besonders outdoor-tauglich sind: sie sind für Wander- und Waldwege geeignet und kommen auch gut über kleine Hindernisse wie Wurzeln oder Steine hinweg. So werden beispielsweise auch Rollatoren für die Jagd, Nordic Walking, das Golfspielen oder Trecking angeboten.

Neu und heiß begehrt – Elektro-Rollatoren

Ganz neu auf dem Markt sind Elektro-Rollatoren, die bereits großen Anklang finden. Die Entwicklung war dringend nötig, denn ein gehbehinderter Mensch hat kein leichtes Problem zu bewältigen, wenn er einen Rollator bergauf oder – noch schwieriger – sicher bergab bewegen muss. Ein Elektro-Rollator zieht sich selbst den Berg hoch und bremst sich beim Bergabgehen. Gerade die Bremsunterstützung schafft eine deutliche Erleichterung, denn das ruckelige manuelle Bremsen beim Abwärtsgehen ist für viele Nutzer anstrengend. Hinzu kommen bei den Elektro-Modellen auch neue Funktionen wie beispielsweise integrierte Ortungssysteme oder ein SOS-Ruf.

Die klassische Variante: ein Standard-Rollator, wie er von den Krankenkassen zur Verfügung gestellt wird.
Elektro-Rollatoren bieten eine moderne Steuerung und neue integrierte Funktionen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Rezept zum Rollator

Als fahrbare Gehhilfe gehört der Rollator zu den anerkannten Hilfsmitteln der gesetzlichen Krankenkassen. Mit dem Rezept vom Hausarzt stellen die Kassen ein Standard-Leihmodell zur Verfügung, das den meisten Nutzern ausreicht. Je nach Krankheitsbild wird auch Sonder-ausstattung eingebaut (wie z. B. gepolsterte Auflagen für die Arme bei Rheuma-Patienten). Als Nutzer sollten Sie sich vorher gut überlegen, wo und wann Sie genau bei der Fortbewegung Unterstützung brauchen, damit ihr Hausarzt diese Bedürfnisse bei der Ausstellung des Rezepts berücksichtigt. Es gibt schwere und leichte Rollatoren für verschiedene Körpergrößen, solche, die vorzugsweise drinnen eingesetzt werden und andere, die sich besonders für das lange Spazieren oder Einkaufen eignen. Wer mit den Standardmodellen nicht zurechtkommt oder sich nicht damit wohlfühlt, sollte sich mit seiner Krankenkasse in Verbindung setzen, um die Höhe der Zuzahlung zu regeln. Gewährt wird die eigene Kostenübernahme von der Kasse fast immer, die Höhe der Zuzahlung variiert jedoch.

Jedoch ist auch der beste Rollator nutzlos, wenn sein Benutzer nicht damit umzugehen weiß. Immer wieder sieht man Senioren in gebückter Haltung und mit lang ausgestreckten Armen den Rollator vor sich herschieben, also genau so, wie man es nicht machen sollte. Der Rollator muss an die Körpergröße angepasst und die Griffe müssen in der Höhe richtig eingestellt sein. Beides sollte man daher unbedingt im Sanitätshaus oder beim Hausarzt kontrollieren und sich in den Gebrauch einweisen lassen. Mittlerweile werden in vielen Städten auch Rollatortrainings, z. B. von der Verkehrswacht, angeboten, in denen der richtige Gebrauch erklärt und geübt wird.

Wer seinen Stil perfektionieren und gerne neue Kontakte knüpfen möchte, kann seinen Rollator auch mal ausführen, z. B. zu einem Rollator-Tanzkurs des Allgemeinen Deutschen Tanzlehrerverbandes (ADTV). So verschafft der rollende Gefährte seinem Nutzer nicht nur mehr Mobilität im Alltag, sondern auch ein unterhaltsames und geselliges Bewegungstraining.

Weitere Infos zu …
… den Rollatortrainings: deutsche-verkehrswacht.de/home/dvw-projekte/senioren/rollator.html
… den Rollator-Tanzkursen: erlebnis-tanz.de