Wie das Power Knee Tanja wieder auf Touren bringt


Tanja Michel ist vierfache Mutter, Ehefrau, Küsterin und leidenschaftliche Handballerin. Mit Hingabe kümmert sie sich um ihre Familie, genießt den Freundeskreis und dient in der Kirchengemeinde. Bei einem Skiunfall im Jahr 2004 wird ihr linkes Knie schwer verletzt. Elf Jahre später ist es genau dieses Knie, das sie sich bei einer unbedachten Bewegung verdreht – und eine (fast) unglaubliche Geschichte nimmt ihren Lauf.

Verschleiß im Kniegelenk

Eigentlich soll es nur ein Trauma sein, das vom Arzt im Knie diagnostiziert wurde. Aufgrund von anhaltenden Schmerzen wird bei einer genaueren Untersuchung allerdings mehr festgestellt: Neben den Vorschäden sowie starkem Verschleiß durch den Sport hat sich auch eine Arthrose ausgebreitet. Das Fazit: Ein neues Knie muss her. Nach der OP treten jedoch Komplikationen auf – das neue Knie entzündet sich und muss vorläufig entfernt werden. Es wird ein mit Antibiotikum gefüllter Platzhalter eingesetzt, der das Gelenk bei der Heilung unterstützen soll. Einige Zeit später wird das neue Knie wieder eingesetzt, aber auch hier verursachen Bakterien eine erneute Infektion. Mit vielen Schmerzen, einer Mengen an Tabletten und allerhand OPs muss sich die vierfache Mutter zu dieser Zeit arrangieren.

Eine Odyssee der Operationen und Medikamente

Ihren Beruf als Küsterin kann sie nicht mehr ausüben. Gottesdienste vorbereiten, Ansprechpartnerin für die Gemeindemitglieder sein, die Kirche und deren Außenanlagen pflegen – mit einem nicht belastbaren Knie und den vielen Schmerzen unmöglich. Allein den reibungslosen Alltag der Familie zu organisieren und aufrechtzuerhalten, ist schon Herausforderung genug für Tanja. „Mein Mann arbeitet im Außendienst und ist die Woche über unterwegs. Daher sag ich immer scherzhaft, ich bin alleinerziehend mit Mann“, lacht sie. Im Abstand von je einem Jahr wiederholt sich die Prozedur mit neuer Knie-TEP und den ständigen Entzündungen dreimal. Ihre gute Laune und ihren unbändigen Optimismus lässt sich die 52-Jährige jedoch nicht nehmen. Im Juli 2020 wird ihr das vierte künstliche Kniegelenk eingesetzt mit dem Hinweis, dass danach nur noch eine Versteifung oder Amputation infrage kommt.

Es war klar: So konnte es nicht weitergehen. Nach der OP schien alles in Ordnung, Tanja nahm an der Reha teil. Aber schon wenige Wochen später schlich sich wieder der alte Schmerz ein. Nur zu gut kannte die Hessin diese Symptome. Im Dezember 2020 wurde dann eines Abends der Unterschenkel des Problembeins plötzlich besorgniserregend rot. Als die Oberärztin am nächsten Tag nach der Untersuchung Tanjas Zimmer allein betrat und die Tür hinter sich schloss, war ihr sofort klar, dass nun wohl eine schwerwiegende Entscheidung getroffen werden musste.

Eine Amputation versprach ein besseres Leben

Da Tanja bereits einen Vorgeschmack von einem Leben mit einem nicht funktionsfähigen Knie bekommen hatte, war die Entscheidung schnell getroffen. „Ich sah in der Amputation den einzigen Weg für ein besseres und vielleicht schmerzloseres Leben.“ Mittlerweile war Tanjas Körper von den vielen starken Medikamenten spürbar mitgenommen. „Die Tabletten, die ich zu dem Zeitpunkt bekam, wurden bei meiner Krankenkasse unter ‚Chemotherapie‘ geführt. Ich denke, das sagt doch einiges. Ich habe zum Glück gute Freunde, die mir all die Jahre hilfreiche Tipps gaben, wie ich meinen Körper wieder aufbauen konnte.“ Ende Dezember 2020 war es dann so weit, die Amputation stand vor der Tür. Es gab auch hier Komplikationen, es folgten noch eine Nachamputation sowie weitere Operationen aufgrund von Wundheilungsstörungen.

Ein Leben mit Prothese beginnt

„Die Hoffnung habe ich eigentlich während der ganzen Zeit nie verloren. ‚Weiter, weiter, weiter‘, habe ich nur gedacht. Ich habe nachgezählt: Von der ersten OP für die Knie-TEP bis zur letzten OP waren es 108 OPs! In fünf Jahren!“

Während der Reha stand dann schließlich die erste Versorgung an. „Ich setzte mir ein Ziel: Du verlässt die Reha ohne Stöcke! Zudem hatte ich ja meiner kleinen Tochter am Tag der Amputation versprochen, dass ich auf jeden Fall wieder Rad mit ihr fahren würde. Das war Motivation genug“, lacht Tanja.

Allerdings kam die fröhliche Frau nur schlecht mit der Versorgung zurecht. Oft zählte sie die Minuten, bis sie die Prothese wieder ausziehen konnte. Erst der Sanitätshauswechsel brachte die Kehrtwende. Ihr neuer Techniker Frank Leipold vom Sanitätshaus Mitterle nahm sich ihrer an. Mit viel Gefühl, Empathie und einem Plan vor Augen machte er sich an die neue Versorgung. „Das war ein ganz neues Gefühl. Klar musste ich mich auch hier an die Schafthöhe und das neue Knie gewöhnen. Aber ich fühlte mich gut aufgehoben und verstanden. Ich denke, ich habe ein gutes Körpergefühl, was uns beiden half, den Aufbau der Prothese möglichst passend zu machen.“

Das Power Knee von Össur

„Vor einiger Zeit bot mir Frank eine Probeversorgung mit dem Power Knee von Össur an,das es in Deutschland zu dem Zeitpunkt noch gar nicht gab. Es ist ein Prothesenkniegelenk mit Motorkraft und künstlicher Intelligenz. Es ersetzt die Muskelaktivität, um das Knie in jeder Situation entsprechend zu beugen und zu strecken. Ich war begeistert! Wenn ich ging, kostete es nicht mehr so viel Kraft. Ich kam schnell gut zurecht und wusste, dass das die perfekte Prothese für mich war. Gut, anfangs war es für mich schon gewöhnungsbedürftig, den Motor zu hören. Es gucken wohl ziemlich viele Menschen, wenn ich vorbeilaufe, wird mir berichtet. Ich bekomme das aber gar nicht mehr mit. Das Power Knee hat so viele Vorteile für mich! Ich merke eine deutliche Entlastung, muss keine Pause mehr machen. Früher habe ich auch ständig überlegt, wann ich was mache, damit es nicht zu anstrengend wird. Ich habe mich gut an die Prothese und deren Steuerung gewöhnt, bin gut eins mit ihr. Manchmal nehme ich noch einen Stock, einfach nur so, zur Sicherheit. Aber den brauche ich gar nicht mehr.

Neue Ziele und Herausforderungen

Zurzeit ist der Schaft die Herausforderung. Ich habe mit den Jahren ein paar Kilos mehr auf der Hüfte, und jetzt, wo ich mich endlich wieder mehr bewegen kann, nimmt natürlich auch der Umfang vom Stumpf ab. Oder auch wenn die Kompression das Ganze unterstützt. Da muss der Schaft halt ab und an angepasst werden.

Ich habe mich neulich schon mal informiert, ob es eine Rolli-Handballgruppe hier in der Nähe gibt. Das wäre ja was, wieder Handball zu spielen. Während der Reha war ich mit weiteren Patienten bei einem Surfcamp für Amputierte in der Nähe – das war sehr beeindruckend. Ich war auch auf dem Board. Aber nur sitzend. Mein Ziel ist es jetzt, auch drauf stehen zu können“, erklärt Tanja. Der Ehrgeiz ist entfacht.

Das Power Knee von Össur

Das motorisierte, mikroprozessorgesteuerte Kniegelenk ersetzt aktiv die Muskelkraft des Nutzenden. Hoch entwickelte Sensoren erfassen die Bewegungen des Anwendenden genau und leiten die gesammelten Informationen an den Mikroprozessor, der dank modernster künstlicher Intelligenz auf die Bedürfnisse des Tragenden reagiert.

  • autoadaptive Stand- und Schwungphasenkontrolle in Echtzeit
  • aktive Unterstützung beim ebenerdigen Gehen und auf Schrägen, beim stufenweisen Treppensteigen und beim Aufstehen
  • Nutzungsdauer von bis zu 25 Stunden mit einer einzigen Akkuladung (auswechselbarer Akku)
  • Das Power Knee ist ab April erhältlich.Mehr Informationen zum Power Knee finden Sie auf ossur.de.

 

Text und Fotos: Össur Deutschland