Sie ist oft das Herzstück der eigenen vier Wände, der Raum, in dem alle zusammenkommen, in dem miteinander gegessen, geredet, gefeiert und nicht zuletzt auch gekocht wird. Während die Küche früher als repräsentativer, rein funktionaler Raum galt, wird sie mittlerweile gerne mit dem Ess- und Wohnzimmer zusammengefasst. Sie nimmt in der Wohnraumgestaltung einen prominenten Platz ein, für sie wird hierzulande oft tiefer in die Tasche gegriffen und man richtet sie nicht alle Tage ein, denn der Montageaufwand ist meist hoch. Zunehmend an Attraktivität gewinnen daher Modelle, die besonders langlebig, dabei aber gleichzeitig flexibel sind, sodass sie für viele Lebenssituationen geeignet sind. Sogenannte Best-Ager- oder Generationen-Küchen sind hier ideal, da viele Nutzer mit ihr gut zurechtkommen. Die Hersteller bieten daher zunehmend mehr Artikel an, die sich optisch kaum von den herkömmlichen Modellen unterscheiden, aber mehr Komfort für körperlich eingeschränkte Menschen bieten. Der Übergang zur rollstuhlgerechten Küche ist hierbei fließend, da sich die Anforderungen beider Zielgruppen in vielen Bereichen überschneiden.

Über diese Entwicklung können sich alle Bewohner freuen, denn eine barrierearme Küche bringt Vorteile für jeden ihrer Benutzer: Oma freut sich, dass sie sich beim Rühren im Kochtopf auch mal bequem hinsetzen kann, die Mutter darüber, dass sie den schweren Gussbräter nicht über Kopf in den Oberschrank wuchten muss und die Kinder, dass sie beim Familienkochen auch die Arbeitsfläche und das Kochfeld benutzen können, ohne dafür auf einen klapprigen Stuhl zu steigen oder sich die Finger zu verbrennen. Durch das höhere Maß an Komfort und Sicherheit ist die Anschaffung einer barrierear-men Küche auch für Uneingeschränkte durchaus eine Überlegung wert. Denn wer seine Küche so gestaltet, sorgt für alle Lebenslagen vor und kann sich einen nachträglichen, teuren Umbau sparen.

Neben den Funktionen, die jede Küche liefert (kochen, spülen usw.) ist die Best-Ager-Küche in besonderem Maße darauf ausgerichtet, das Arbeiten für seinen Nutzer so ergonomisch wie möglich zu halten und zum anderen für ein hohes Maß an Sicherheit zu sorgen. Da die Küche der unfallträchtigste Wohnraum ist, ist auch dieser Aspekt eine Überlegung wert.

Umbau oder Neubau – ist meine Küche geeignet für ein Upgrade?

Die Ergonomie und Benutzerfreundlichkeit lässt sich in allen Küchen meist leicht verbessern. Wenn sie den Anforderungen an den barrierefreien Wohnungsbau genügen soll, muss der Raum jedoch ein paar Kriterien erfüllen. Denn für die Benutzung von Hilfsmitteln wie Rollstuhl oder Gehhilfe muss auch nach dem Einbau aller Möbel und Geräte genügend Platz vorhanden sein. So muss nach DIN E 18040-2 für den barrierefreien Wohnungsbau die Bewegungsfläche vor der Küchenzeile mindestens 1,20 Meter tief sein, für eine rollstuhlgerechte Küche müssen es mindestens 1,50 Meter sein. Zudem müssen die Türen im Innern der Wohnung mindestens 80 cm breit sein, damit die Durchfahrt mit dem Rollstuhl möglich ist (empfehlenswert sind hier jedoch mindestens 90 cm). Auch sollte geprüft werden, ob die Elekt-ro- und Wasseranschlüsse gegebenenfalls versetzt werden können, denn Elektrogeräte, Spüle, Spülmaschine, Lichtschalter und Steckdosen müssen meist an anderer Stelle platziert werden, um behindertengerecht zu sein. Um die Wege möglichst kurz zu halten, sollten die Anschlüsse für Kochfeld, Arbeitsplatte und Spüle übereck oder zumindest nah beieinander liegen. Erst wenn geklärt ist, ob der Raum diese jeweiligen Anforderungen erfüllt, kann die Einrichtung einer rollstuhlgerechten oder ergonomischen Best-Ager-Küche geplant werden.

Dies muss dann nicht zwangsläufig mit hohen Kosten verbunden sein. Oft lässt sich das vorhandene Equipment gut weiterverwenden und muss nur anders arrangiert oder montiert werden. Einen Umbau der vorhandenen Küche bieten mittlerweile einige spezialisierte Dienstleister an. Wenn viele Möbelstücke umgebaut werden müssen, kann jedoch ein Neubau wirtschaftlicher sein. Da einige wichtige Komponenten der rollstuhlgerechten Küche, wie beispielsweise Hocheinbauten von Spülmaschinen und Backofen, auch in herkömmlichen Küchen mittlerweile Standard sind, sind diese ehemals teuren Spezialanfertigungen jetzt deutlich günstiger und schnell erhältlich. Zusätzlich zu den leicht erhältlichen Komponenten, die für eine Best-Ager- wie für eine rollstuhlgerechte Küche gleichermaßen geeignet sind, müssen bei den Küchentypen noch weitere unterschiedliche Ausstattungsmerkmale berücksichtigt werden.

Checkliste für die Rolli-Küche

Ein Bewegungsradius von mindestens 1,5 x 1,5 Metern vor allen Kücheneinrichtungen muss für die rollstuhlgerechte Küche zwingend eingehalten werden. Zudem müssen alle zentralen Arbeitsbereiche wie die Spüle oder das Kochfeld unterfahrbar sein und daher einen Kniefreiraum von mindestens 75 cm Höhe aufweisen. Für die Spüle sollte daher ein Unterputz oder Flach-AufputzSiphon verwendet werden. Feststehende Unterschränke sollten zumindest in Sockelzonen mit Rollstuhlfußrasten unterfahren werden können und daher eine Sockelhöhe von 30 cm haben.

Zusätzlich müssen folgende Punkte beachtet werden: 

• Die Arbeitsplatte, der Herd, die Spüle, der Kühlschrank und die Spülmaschine sollten an die persönlich bequemste Arbeits- und Bedienhöhe angepasst sein (zwischen 75 bis 90 cm). Herd, Spüle und Arbeitsplatte sollten zudem übereck angeordnet sein, um die Wege so kurz wie möglich zu halten.

• Die Oberschränke müssen gut erreichbar sein. Die Schränke sollten also möglichst niedrig aufgehängt werden (1,20 bis 1,40 Meter Unterkantenhöhe sind ideal) oder nachträglich ein Auszugssystem eingebaut werden, mit dem sich die oberen Fächer auf eine bequeme Höhe leicht herunterziehen lassen. Mit elektrischen Hub-/Liftsytemen lassen sich die Oberschränke herunter und nach vorne fahren.

• Als Unterschränke können gut leicht verschiebbare Rollcontainer verwendet werden. Ideal sind solche mit Vollauszügen oder zumindest Falt- oder Schiebetüren. Schwingtüren sind für Rollstuhlfahrer nicht geeignet.

• Rund um die Arbeitsfläche, den Herd und die Spüle sollten stabile und gut erreichbare Haltegriffe oder ein Handlauf angebracht sein, damit auch auf den hinten gelegenen Bereich der Arbeitsplatte zugegriffen werden kann.

• Beim Kochfeld kann auf die hinteren Felder verzichtet werden, da diese ohnehin nur schwer erreichbar sind. Besser ist ein Kochfeld mit nebeneinanderliegenden Platten.

• Der Backofen etwa sollte auf einer bequemen, am besten individuell festgelegten Arbeitshöhe montiert werden. Er sollte seitlich zu öffnen und es sollte eine ausziehbare Abstellfläche für die heißen Formen und Bleche vorhanden sein.

• Kühlschränke werden am besten auf eine Höhe von 70 cm eingebaut.

• Die Spülarmatur sollte über einen ausziehbaren Brauseschlauch und eine Einhebel-Mischbatterie mit Temperaturbegrenzer verfügen. Außerdem empfiehlt sich ein flaches Spülbecken, damit der Benutzer nicht so tief ins Becken fassen muss.

• Die Dunstabzugshaube muss entweder über eine Fernsteuerung oder einen Schalter an der Arbeitsplatte bedienbar sein.

Häufig wird bei der Küche nicht an den Boden gedacht. Für Rollstühle geeignet sind rutschhemmende, leicht zu reinigende Beläge, die sich nicht elektrostatisch aufladen.
Abgesehen von diesen Mindeststandards, die die Küche erfüllen muss, gibt es neue technische Lösungen, die noch mehr Komfort verschaffen. Die Investition kann sich insbesondere bei der Neuanschaffung einer Küche lohnen, die von mehreren Personen mit unterschiedlichen körperlichen Voraussetzungen genutzt wird. Hub- und Liftsysteme ermöglichen auf Knopfdruck, beides zu haben: sowohl die herkömmliche Steh-Küche als auch die rollstuhl-, kinder-oder seniorengerechte Küche.

Checkliste für die Best-Ager-Küche

Mit dem Alter geht oft eine Einschränkung der Bewegungsfreiheit einher, häufig treten Gelenkschmerzen auf, die dazu führen, dass bestimmte, schmerzhafte Bewegungen vermieden werden. Langes Stehen wird zunehmend anstrengender und auch die Muskeln bauen ab, sodass das sichere Bewegen schwerer Gegenstände irgendwann nicht mehr möglich ist. Eine Best-Ager-Küche bietet mehr Komfort und Ergonomie, sodass es sich darin auch im hohen Alter noch gut und gerne arbeiten lässt. Häufig kann die Benutzbarkeit schon durch kleine Veränderungen deutlich verbessert werden. Ausreichende Bewegungsflächen können schon dadurch geschaffen werden, dass Möbel umgestellt oder entfernt werden, wenn sie nicht unbedingt nötig sind.

Die Ansprüche an die seniorengerechte Küche ähneln denen an die Rolli-Küche. Da viele Senioren nicht gut längere Zeit im Stehen arbeiten können, sollte auch hier der Raum unter den Arbeitsbereichen wie Kochfeld oder Spüle frei gehalten werden. Eine echte Qual ist für viele das Bücken, weshalb auch hier Backofen, Spülmaschine und Kühlschrank auf Hüfthöhe eingebaut werden sollten. Schweres, wie beispielsweise eine Küchenmaschine, sollte so platziert sein, dass es nicht bewegt werden muss. Ideal sind auch hier höhenverstellbare Arbeitsplatten und Küchenschränke, die für eine rückenfreund-liche Haltung sorgen.

Wichtig ist bei der Best-Ager-Küche auch die Sicherheit: Stürze sollen unbedingt vermieden werden und elektrische Geräte nach Möglichkeit so programmiert sein, dass sie sich selbst abschalten, wenn das vergessen wurde. Viele Küchengeräte verfügen inzwischen über große Displays, die sich einfach bedienen lassen und über ein Smart-Home-System mit einem Übersichtsdisplay an der Haustür verbunden werden können. Beim Verlassen der Wohnung kann so mit einem Blick geprüft werden, ob tatsächlich alle Geräte ausgeschaltet sind.

Bei Muskelzittern oder Gleichgewichtsschwierigkeiten sollten zusätzlich Haltegriffe und ein auch im nassen Zustand rutschhemmender Bodenbelag verwendet werden. Das Verletzungsrisiko lässt sich auch mit ergonomischen, besonders sicher gestalteten Küchengeräten vermindern.
Eine große Rolle in einer seniorengerechten Küche spielt zudem das Licht. Die gute Ausleuchtung aller Arbeitsbereiche ist bei schlechtem Sehvermögen umso wichtiger, da dies die Sicherheit beim Arbeiten erhöht und das Risiko vermindert, faulige oder nicht genügend gesäuberte Lebensmittel zu verzehren oder Gewürze überzudosieren.

Mehr Ergonomie und Sicherheit geben Küchen mit folgender Ausstattung:

• Die Oberschränke müssen unbedingt sicher – also ohne Tritt – erreichbar sein. Auch hier bietet sich entweder eine niedrige Einbauhöhe oder der Einbau eines Auszugssystems oder elektrischen Liftsystems an.

• Die Unterschränke verfügen über leichtgängige Schubladen oder Vollauszüge, über die der Inhalt leicht von oben entnommen werden kann. Zur Erleichterung können nachträglich herausfahrbare Einhängekörbe montiert werden. Eine sehr gute Wahl sind auch Apothekerschränke.

• Für das Arbeiten im Sitzen ist eine Arbeitsfläche und eine Sitzgelegenheit vorhanden. Auch eine Stehhilfe kann eine deutliche Erleichterung schaffen.

• Alle Arbeitsbereiche sind gut ausgeleuchtet.

• Herd, Spüle und Arbeitsplatte sollten nah beieinander angeordnet sein, um die Laufwege so kurz wie möglich zu halten.

• Kühlschrank, Backofen und Spülmaschine sind auf Hüfthöhe montiert, der Backofen sollte über einen Vollauszug verfügen.

• Die Armaturen sind leicht bedienbar, bei der Spülarmatur sollte auch hier eine Einhebel-Mischbatterie mit Temperaturbegrenzer verwendet werden. Alle hitze-entwickelnden Geräte, wie Kochfeld und Backofen, sollten über eine Abschaltautomatik oder Herdüberwachung verfügen. Sehr geeignet ist ein Induktionskochfeld, weil hier Verbrennungen oder ein Überhitzen so gut wie ausgeschlossen ist.

• Idealerweise wird Smart-Home-Technik zur Überwachung der Elektrik und der Küchentechnik eingesetzt.

 

Barrierefreie Küche: Finanzielle Förderung und Beratung

Wer sich aus Altersgründen oder aufgrund körperlicher Einschränkungen eine möglichst barrierefreie Küche zulegen möchte oder muss, kann für diese von der KfW-Bank oder der Pflegekasse einen Zuschuss bekommen. Für das Schaffen von barrierefreiem Wohnraum bietet die Bank verschiedene Förderprodukte an, wie das Förderprodukt 159 „Altersgerecht Umbauen – Kredit“. Dieser ist altersunabhängig und kann bis zu einer Höhe von 50.000 Euro gewährt werden. Er kann auch für den Erwerb von barrierearmen Wohnraum und andere Umbaumaßnahmen für barrierefreies Wohnen genutzt werden.

Auch die Pflegekasse gewährt einen Zuschuss für wohnumfeldver-bessernde Maßnahmen wie barrierefreie Küchen, Bäder, Treppenlifte, Türen und Rampen. Hierfür werden bis zu 4.000 Euro zur Verfügung gestellt. Voraussetzung ist allerdings, dass ein Pflegegrad vorhanden ist und der Umbau die Selbstständigkeit des Pflegebedürftigen fördert oder die häusliche Pflege erleichtert. Ob man für die Förderung in Frage kommt, muss immer vorab mit der Pflegekasse geklärt werden.

Zudem bieten die Bundesländer im Rahmen des Wohnraumfördergesetzes einkommensabhängige Baudarlehen an. Berechtigt sind jedoch nur Haushalte, in denen mindestens ein Kind oder ein schwerbehinderter pflegebedürftiger Angehöriger lebt. Individuelle Förderprogramme werden außerdem von den Kreisen und Kommunen angeboten, über die die zuständige Stadt- oder Gemeindeverwaltung informiert.

Weitere Informationen zur Förderung finden Sie hier:
nullbarriere.de/pflegekasse-zuschuss
kfw.de