In vielen deutschen Städten gibt es sie mittlerweile – bronzene Stadtplastiken, die Straßenzüge, Größenverhältnisse und die Architektur bedeutender Gebäude begreifbar machen. Einem blind geborenen Menschen die Sakralarchitektur der heimischen Kirche anschaulich zu erklären, dürfte schwierig sein, mithilfe des Modells ist dies im Handumdrehen geschehen. Die Mini-Stadtmodelle werden maßstabsgetreu gefertigt, in Brailleschrift werden an den entsprechenden Stellen Erläuterungen zu Straßen, Plätzen und besonderen Bauten gegeben.

Die Kunstwerke sind auch für Sehende interessant: durch die ungewohnte Draufsicht eröffnet sich eine neue Perspektive auf die Stadt. Zudem wird die Neugier dafür geweckt, wie Blinde eine Stadt wahrnehmen. An dem Modell kommen Sehende und Seheingeschränkte miteinander ins Gespräch über die unterschiedlichen Wahrnehmungsweisen, nebenbei wird die Scheu vor der Sehbehinderung abgebaut.

Das erste Stadtmodell entwickelte Bildhauer Egbert Broerken für die Stadt Münster. Die Resonanz von Blinden wie Sehenden war so positiv, dass viele Städte nachzogen: mittlerweile sind seine Tastmodelle an mehr als 120 Orten in Deutschland, Österreich, Frankreich und der Schweiz zu finden.

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