Beim Automobilsalon in Genf wurde nun verkündet, dass die elektrischen Smarts ebenfalls unter der Daimler-Dachmarke „EQ“ laufen sollen – so, wie bereits die Plug-In-Hybride von Mercedes-Benz. Damit wird das Label „Electric Drive“ wohl verschwinden und vollständig in „EQ“ aufgehen.
Als der forfour ED zusammen mit seinem kleinen Bruder, dem smart fortwo ED, der aktuellen Baureihe, erstmalig 2016 auf dem Pariser Autosalon vorgestellt wurde, war noch nicht genau abzusehen, wie sich der kleine Stromer auf dem Elektrofahrzeugmarkt etablieren würde. Inzwischen hat sich gezeigt, dass die Stuttgarter auch in Sachen Elektromobilität gut unterwegs sind. Der schnittige Stadtflitzer punktet vor allem mit seiner Wendigkeit und einem grenzenlosen Fahrspaß, wie es ihn so nur bei Smart gibt.
Im Jahr 2017 wurden in Deutschland 758 neue smart forfour EQ angemeldet, ein Jahr darauf waren es bis Februar schon stolze 426 Fahrzeuge – das entspricht einem Marktanteil von etwa 10 Prozent. Damit schafft es der Mini-Schwabe zwar nicht auf das Treppchen, landet aber nur knapp hinter dem Hyundai IONIQ Elektro mit 881 und dem Nissan Leaf mit 841 Neuzulassungen im Jahr 2017. Dafür befindet sich der smart forfour EQ global auf einem richtigen Eroberungsfeldzug: Der flotte Flitzer wird in mehr als 30 Länder vertrieben und kommt häufig als Flottenfahrzeug von Carsharing-Anbietern zum Einsatz. So sind allein für car2go Smart-Modelle in mehr als 20 verschiedenen Nationen auf den Straßen unterwegs. In den USA wird Smart seine Modelle zukünftig sogar nur noch in der elektrisch betriebenen Version anbieten.
Die Testfahrt
Der erste Eindruck, wenn man sich hinter das Steuer unseres Testwagens setzt, ist durchaus beeindruckend. Der Innenraum wirkt sehr gut verarbeitet und insbesondere das Lederlenkrad bietet eine sehr hochwertige Haptik. Es ist relativ schnell zu spüren, dass Mercedes Benz den Daumen darauf hat. Für 770 Euro Aufpreis bauen die Stuttgarter außerdem das passende „Smart media“-System mit 18-cm-Touchdisplay, Sprachsteuerung, Bluetooth-Schnittstelle und Navi ein. Unser Testwagen hatte zudem noch ein Panorama-Dach und eine gut auflösende Rückfahrkamera. Auch die üppigen Assistenzsysteme haben im Alltag einen guten Job gemacht.
Bevor die Fahrt losgeht, lässt man den elektrischen Schwaben lediglich ca. 6 Stunden über eine handelsübliche Steckdose laden und man generiert eine Reichweite laut NEFZ von 150 km. Wer sich eine spezielle Wandladestation (Wallbox) installiert oder an einer öffentlichen Ladestation haltmacht, kann seinen Smart bedeutend schneller aufladen: Je nach Anschlussstärke dauert es zwischen 1 und 3,5 Stunden.
Nach unserer Erfahrung ist es stark davon abhängig, inwieweit man das Auto beansprucht. Nutzt man die Klimaanlage oder aktiviert das Navigationssystem, pendelt sich die neuberechnete Distanz eher bei realistischen 100 km ein. Völlig ausreichend für ein Kleinwagen, der eher auf Kurzstrecken zu Hause ist.
Auf unserer Test-Tour sind wir an zwei Fragen natürlich besonders interessiert. Wie flott und wie weit fährt der Smart electric drive?
Die Hinterachse wird mit 82 PS und 160 NM angetrieben. Diese Leistung lässt den Kleinen in ca. 11 Sekunden auf Tempo 100 km/h beschleunigen. Wenn die 130 km/h erreicht sind, nimmt der Motor aufgrund elektrischer Reichweite die Leistung raus und man gleitet für einen Stadtflitzer ausreichend schnell über die Straßen.
Der Hochvolt-Lithium-Ionen-Akku wird weiter im Haus produziert: namentlich von der Daimler-Tochter „Accumotive“. Die Grundbausteine, die insgesamt 96 Einzelzellen, kommen vom südkoreanischen Zulieferer LG Chem. Unverändert ist in der neuen Generation zudem, dass die Batterie bis zu 17,6 kWh an elektrischer Energie speichert. Die Daimler AG garantiert beim neuen E-Smart, dass der Lithium-Akku auch nach acht Jahren oder 100 000 Kilometern noch 70 % seiner Kapazität hat. Dafür wird sogar ein eigenes Batteriezertifikat ausgestellt.
Fazit
Der Smart hat uns im vollen Umfang überzeugt. Klar ist dieses Fahrzeug weniger ein Alltagsauto für die ländliche Region, nichtsdestotrotz hat er seine Aufgaben mit Bravour bewältigt. Hat man seine Distanzen (in der Praxis bis zu 110 km) geräuschlos hinter sich gebracht, macht es wirklich viel Freude zuzusehen, wie der sich der „Smarte“ innerhalb überschaubarer Zeit wieder in Gänze auflädt und man seine Fahrt wieder antreten kann. Und das alles ganz praktisch von zu Hause.
Unserer Meinung nach ist der Elektrozweig ein großer Schritt in die richtige Richtung. Es gibt selbstverständlich vereinzelte autoaffine Zweifler, die das Ganze noch infrage stellen. Man sollte sich trotz alledem nicht vor diesem Thema verschließen. Wenn man mit offenen Augen über die Straßen fährt, wird man gemerkt haben, dass Elektroautos längst keine Exoten mehr sind.
Elektromobilität und erneuerbare Energien sind für uns untrennbar miteinander verbunden. Vielen Menschen ist gar nicht klar, dass eine Solarfläche von nur 20 Quadratmetern – etwa das Dach eines Carports – jährlich genug Strom produziert, um damit 15 000 Kilometer vollelektrisch zu fahren.Ein Elektroauto ist leise, lokal emissionsfrei und bietet wegen des durchzugsstarken Antriebs Fahrkomfort und Fahrspaß. Es ist es allemal wert, sich zumindest auf einen ersten Eindruck einzulassen.
Datenblatt
• Batterie: Nennspannung ca. 350V, 96 Lithium-Ionen-Zellen im Pouchformat von LG Chem, Energieinhalt 17,6 kWh
• Leistung: Dauerleistung: 41 kW, Spitzenleistung: 60 kW, Höchstgeschwindigkeit: 130 km/h (abgeregelt)
• Reichweite: NEFZ 155 km, Praxisreichweite ca. 100 km
• Laden: AC-Laden mit bis zu 4,6 kW über Typ 2 per Einphasen-Lader, AC-Laden mit bis zu 22 kW über Typ 2 per Dreiphasen-Lader gegen Aufpreis
• Länge x Breite x Höhe: 3,495 x 1,665 x 1,554 Meter (ohne Außenspiegel)
• Breite (ohne Spiegel): 1 665 mm
• Gewicht: 1 200 kg
• Preis: ab 22.600 Euro
Der Smart EQ Forfour wurde getestet von unserem Redakteur Kevin Lange.
Fotos: Redaktion handicap.life