Digitale Souveränität älterer Menschen mit KI-Technologien fördern
Kann Künstliche Intelligenz zur Lebensqualität beitragen und wenn ja, in welcher Weise? Dieser Frage geht die BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen gemeinsam mit lokalen Partnern im Rahmen des Projekts „Digitale Souveränität älterer Menschen mit KI-Technologien fördern” nach.
In der KI-Strategie der Bundesregierung heißt es
„Wir wollen (…) die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten von KI in allen Bereichen der Gesellschaft im Sinne eines spürbaren gesellschaftlichen Fortschritts und im Interesse der Bürgerinnen und Bürger fördern. Wir werden dabei den Nutzen für Mensch und Umwelt in den Mittelpunkt stellen und den intensiven Austausch mit allen gesellschaftlichen Gruppen fortsetzen“.
Ältere Menschen in Deutschland gehören bisher zu der gesellschaftlichen Gruppe, die vom Nutzen von KI-Anwendungen bisher wenig profitiert, obwohl diese Technologien einen Beitrag zu ihrer Lebensqualität leisten könnten. Wenn Forschung und Produktentwicklung im Bereich KI Ältere in den Blick nehmen, geht es meist um Assistenzsysteme, die ein längeres selbständiges Leben in den eigenen vier Wänden ermöglichen, Sturzprävention oder das Auswerten von Gesundheitsdaten.
Alltag als Ansatzpunkt
Viele dieser Anwendungsszenarien sind allerdings noch weit vom Alltag älterer Menschen entfernt: Mehrere Millionen ältere Menschen in Deutschland sind noch komplett offline. Die Barrieren, sich ins Internet und an smarte Technologien/KI-Anwendungen zu wagen, bestehen darin, dass ihr Nutzen für den Alltag nicht bekannt ist, dass Unterstützung und Lerngelegenheiten fehlen und dass selbst vorhandene Lernangebote meist nicht bekannt sind. Auch bestehen vielfach Bedenken zu Datenschutz und Datensicherheit.
Das Projekt der BAGSO setzt im Alltag Älterer an, am möglichen individuellen Nutzen und stellt Hilfe beim Erwerben der dafür nötigen Kompetenzen bereit. Dazu gehört zum Beispiel, den Begriff Künstliche Intelligenz greifbarer zu machen. Viele Menschen, auch ältere, denken zunächst an medial stark verbreitete Motive aus Science-Fiction-Filmen oder Pflegeroboter statt an hilfreiche Technologien.
Ziel des Projektes ist es daher, in einem ersten Schritt ältere Menschen darüber zu informieren, was Künstliche Intelligenz überhaupt bedeutet und in welchen Bereichen sie einem bereits jetzt im Alltag begegnet.
Das Projekt will über geeignete Multiplikator:innen Ältere im Umgang mit KI-Technologien schulen und dabei Chancen und Risiken gleichermaßen beleuchten. Ältere Nutzerinnen und Nutzer sollen so in die Lage versetzt werden, selbst souverän zu entscheiden, ob und wie sie KI-basierte Technologien für ihren Alltag einsetzen wollen. Dabei muss es eben nicht gleich ein Assistenzroboter sein, sondern es kann sich um Sprachassistenten handeln, die den Alltag vereinfachen oder bereichern, um Haushaltsgeräte, die körperlich anstrengende Arbeit abnehmen oder um Apps, die bei Sehbeeinträchtigungen helfen, die Umgebung besser wahrzunehmen. Außerdem kann es einfach auch Spaß machen zu entdecken, dass mit KI-Technologien alte Fotos animiert werden können, Musik generiert werden oder gespielt werden kann.
Lern- und Erfahrungsorte vor Ort ermöglichen
Das Projekt „Digital souverän mit KI“ (Kurztitel) wird gemeinsam mit insgesamt 32 lokalen Partnern umgesetzt. 2020 startete das Projekt mit 16 Partnern, 2022 kamen 16 weitere hinzu. Dabei handelt es sich um Mehrgenerationenhäuser, Seniorenbüros, Vereine und eine Volkshochschule, die bereits Erfahrungen in der digitalen Bildung älterer Menschen gesammelt haben. Die Zusammenarbeit hat dabei zwei Ziele:
Zum einen sollen vor Ort Lern- und Erfahrungsorte geschaffen werden, an denen der Einsatz von KI von Älteren erlebt und ausprobiert werden kann. Daher wurden die 32 lokalen Partner mit KI-basierten Technologien wie Sprachassistenten und smarten Haushaltsgeräten ausgestattet. Hinzu kamen Geräte wie Smartphones, Tablets, um KI-basierte Apps auszuprobieren, aber auch Videokonferenzsysteme, um das Weitergeben von Wissen in Pandemie-Zeiten zu ermöglichen.
Schulungsangebote für Multiplikator:innen
Zum anderen sollen Multiplikator:innen qualifiziert werden, die Ältere an KI-Technologien heranführen und über die Einsatzmöglichkeiten informieren. Hier wird der bisher sehr erfolgreiche Peer-to-Peer-Ansatz verfolgt. Die Multiplikator:innen vor Ort sind in der Regel selbst technikaffine Ältere, die ihr Wissen weitergeben wollen, und darüber hinaus durch bestehende digitale Lernangebote Expert:innen dafür sind, welchen Hürden ältere Lerner:innen im Umgang mit digitalen Technologien gegenüber stehen.
Die BAGSO entwickelte gemeinsam mit den lokalen Partnern ein Qualifizierungsmodul zu KI im Alltag Älterer und erprobt dies an allen Standorten. Multiplikator:innen werden so zu Chancen und Risiken von Künstlicher Intelligenz geschult und darauf vorbereitet, ihr Wissen sowie ihre Anwendungskompetenzen an Ältere weiterzugeben. Der Umgang mit den eigenen Daten hat dabei einen hohen Stellenwert.
Die Partner werden zudem fortlaufend von einer Projektreferentin begleitet. Sie erhalten regelmäßig zielgruppenspezifische Informationen und es werden regelmäßig Videokonferenzen angeboten, um sich über die Erfahrungen auszutauschen und gemeinsam zu lernen.
Zugang zu Bildungsangeboten vereinfachen
Die BAGSO stellt im Laufe des Jahres auf der Website wissensdurstig.de verschiedene Artikel rund um alltagsrelevante KI-Systeme bereit und veröffentlichte Ende 2021 eine Broschüre zu Künstlicher Intelligenz im Alltag älterer Menschen. Außerdem soll der Zugang älterer Menschen zu bereits vorhandenen Bildungsangeboten erleichtert werden, indem die bestehende Veranstaltungsdatenbank auf wissensdurstig.de unter Nutzung von KI-Technologien zur zentralen Plattform für Bildungsangebote für Ältere in Deutschland ausgebaut wird.
Das Projekt ist bei der Servicestelle “Digitalisierung und Bildung für ältere Menschen“ der BAGSO angesiedelt. Es wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) aus Mitteln des KI-Zukunftsfonds gefördert. Es läuft bis Ende 2022.
Weitere Informationen: www.wissensdurstig.de
Quelle: BAGSO / Sabine Wolf
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