Es gibt viele Fragen und Halbwahrheiten rund um die Batterietechnik. Der ADAC liefert Antworten.

Wenn Tesla-Chef Elon Musk eins seiner Elektroautos präsentiert, gibt es für seine Fans kein Halten: Sofort werden überall Kreditkarten gezückt. So ein Elektrohype war bei deutschen Marken undenkbar, bis VW am 8. Mai den Bestellstart des elektrischen ID.3 ausrief. Einen Tag später hatte der Konzern 10.000 Bestellungen auf dem Tisch – von einem Auto, das erst im September auf der IAA gezeigt wird. Dabei sind E-Autos heftig umstritten.

1. Sind E-Autos umweltfreundlicher?

Elektroautos werden als emissionsfrei bezeichnet, weil sie im Gegensatz zum Verbrennungsmotor keine direkten Emissionen erzeugen – weder NOX noch CO2 . Die Umweltbewertung muss aber nicht nur die Emissionen im Betrieb berücksichtigen, sondern auch die Anteile bei der Produktion. Hier schlägt die Batterie für das E-Auto negativ zu Buche. Eine vergleichende Studie des ADAC ergab, dass der CO2-Nachteil auf Basis des deutschen Strommixes ab Fahrleistungen von 50 bis 100.000 Kilometern ausgeglichen wird. Je höher der Anteil des grünen Stromes, desto besser die Gesamt-CO2-Bilanz. Generell gilt jedoch: E-Autos können Verkehrsprobleme in der Stadt nicht lösen.

2. Gibt es genügend Rohstoffe?

Laut Öko-Institut e. V. übersteigen die Vorkommen von Lithium, Kobalt, Nickel, Grafit und Platin den Bedarf deutlich. Engpässe könnte es aber geben, wenn die Förderstätten nicht rechtzeitig erschlossen werden. Zudem müssen Umwelt- und Sozialprobleme in Förderländern gelöst werden. Stichwort: Kinderarbeit.

3. Woher soll der Strom kommen?

Klar ist, dass die Verkehrswende mit der Energiewende Hand in Hand gehen muss – eine große Herausforderung. Außerdem gilt es, den zukünftig wegfallenden Kohle- und Atomstrom durch einen Zubau von regenerativer Energie zu kompensieren. Zum Bedarf an Strom durch Elektroautos: Bei zehn Millionen Elektroautos bräuchten wir rund 30 Terawattstunden (TWh; ein TWh = eine Billion Watt) mehr pro Jahr, das sind rund 5,6 Prozent der Stromproduktion 2018.

4. Bricht das lokale Stromnetz zusammen, wenn alle gleichzeitig laden?

Stromschwankungen können für Stromnetze tatsächlich zum Problem werden. Bei Heimstationen bis 11 kW gibt es daher eine Melde-, darüber eine Genehmigungspflicht. Das hilft den Netzbetreibern, das Stromnetz stabil zu halten. In Pilotversuchen werden auch E-Autos dafür genutzt – indem sie Energie aus dem Netz nehmen oder rückspeisen.

5. Gibt es genügend Ladesäulen?

Die Zahl der Ladesäulen wächst stetig. Dennoch benötigen gerade längere Strecken immer noch sorgfältige Planung. Mit steigender Anzahl von E-Autos muss das Ladenetz weiter wachsen.

6. Kann man an jeder Säule laden?

Brauchte man früher die Ladekarte des jeweiligen Säulenbetreibers, haben sich heute Roaming-Netzwerke durchgesetzt. Mit einer Karte lassen sich so die meisten Säulen nutzen. Auch der ADAC bietet Lade-Roaming (ADAC e-Charge) an.

7. Wie transparent sind die Kosten an öffentlichen Säulen?

Leider sind die Ladekosten immer noch sehr undurchsichtig. An den Säulen steht dazu meist nichts, sondern nur in den entsprechenden Smartphone-Apps oder im Internet. Je nach Anbieter kann der Preis an ein und derselben Säule unterschiedlich hoch ausfallen. Künftig darf der geladene Strom nur nach Kilowattstunden abgerechnet werden. Zusätzliche Zeitgebühren bleiben aber möglich.

8. Sind die Reichweiten akzeptabel?

Aktuelle Batterien sorgen inzwischen immerhin für Reichweiten von 300 bis 400 Kilometern. Allerdings kostet das Heizen im Winter zwischen 10 und 30 Prozent der Reichweite. Eine Wärmepumpe im Auto minimiert Einbußen.

9. Wie hoch ist der Stromverbrauch?

Grundsätzlich ist der Verbrauch in der Stadt am niedrigsten, auf der Autobahn selbst bei Richtgeschwindigkeit deutlich höher. Bedenken muss man auch, dass Ladeverluste zwischen 10 und 30 Prozent anfallen. Beispiele: Im ADAC Ecotest braucht der kompakte Hyundai Kona 19,5 kWh/100 km, der luxuriöse Jaguar i-Pace 27,6 kWh (inkl. Ladeverluste).

10. Wovon hängt die Ladedauer ab?

Es kommt auf die Stromquelle, das Ladekabel und das Ladegerät im Auto an. Aus der Haushaltssteckdose fließen nur 2,3 kW. AC-Säulen in der Stadt geben bis zu 22 kW ab, DC-Schnellladesäulen an der Autobahn 50 kW und mehr. Oftmals ist das Auto das begrenzende Element, beispielsweise wenn das Ladegerät nur eine Stromphase nutzt. Auch bei zu kaltem oder heißem Akku fließt weniger Strom.

11. Wie soll man zu Hause laden?

An einer Haushaltssteckdose nur im Ausnahmefall und mit reduzierter Stromstärke. Der ADAC empfiehlt eine Wandladestation („Wallbox“) mit 11 kW, die von einer Elektrofachkraft installiert werden muss. Kosten: ab 500,00 € plus Montage.

12. Wie lang hält die Antriebsbatterie?

Im Laufe der Zeit lässt die Batteriekapazität zwar etwas nach, wie Dauertests des ADAC ergeben haben. Doch die Akkus sind auf eine lange Haltbarkeit ausgelegt und sollten ein Autoleben lang funktionieren. Außerdem schützt ein gutes Thermomanagement vor schneller Alterung. Die Hersteller gewähren auf die Batterie in der Regel Garantien von bis zu acht Jahren und Laufleistungen von mindestens 100.000 Kilometern.

13. Wie teuer ist ein Batteriedefekt?

Die Antriebsbatterie ist das mit Abstand teuerste Bauteil eines Elektroautos. Tritt ein Defekt nach Ablauf der Garantie ein, versprechen die meisten Hersteller, einzelne Zellmodule austauschen zu können. Die Batterie müsste in dem Fall nicht komplett ersetzt werden – was 10.000,00 € und mehr kosten könnte. Jetzt sind die Werkstätten gefordert, kundenfreundliche Reparaturlösungen anzubieten. Zurzeit sind sie meist noch nicht dazu in der Lage. Bei Elektroautos mit Batterien zur Miete besteht dieses Kostenrisiko nicht.

14. Wohin mit den Antriebsbatterien?

Nüchtern betrachtet sind Batterien Sondermüll, doch zum Entsorgen viel zu schade. Die Batterie kann nach ihrem ersten Leben im Auto noch für viele Jahre ein zweites als stationärer Energiespeicher führen. Danach lassen sich bis zu 95 Prozent der wertvollen Materialien wie Kobalt, Nickel und Kupfer zurückgewinnen. Auch in nicht recycelten Handys und Elektrogeräten schlummern enorme Mengen Kobalt. Diese „Reserven“ sollten genutzt werden.

15. Wie hoch ist die Brandgefahr?

Es gibt keine Hinweise darauf, dass E-Autos öfter in Brand geraten als andere Fahrzeuge. Sie sind aber schwerer zu löschen. Zudem kann sich eine beschädigte Zelle auch noch lange nach einem Unfall entzünden. Helfer brauchen übrigens keine Angst vor einem Stromschlag zu haben, wenn sie Verletzte aus dem Auto retten. Der Strom wird automatisch gekappt, sobald die Airbags auslösen.

16. Wie lang sind die Lieferzeiten?

Manche E-Autos haben Lieferzeiten von einem Jahr oder mehr. Häufiger Grund: Produktionsengpässe bei den Batterien oder eine zu konservative Planung der Hersteller für die Stückzahlen.

17. Sterben die Verbrenner aus?

Nein. Aber sie werden zunehmend elektrifiziert und als Hybride, Plug-in-Hybride oder mit synthetischen Kraftstoffen betrieben erhalten bleiben.

Nachdruck aus der ADAC Motorwelt 6/2019, © ADAC e.V., www.adac.de/motorwelt.
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Text: Jochen Wieler, Wolfgang Rudschies für ADAC Motorwelt
Fotos: pixabay.com