Mittelpunkt der Wohnung und meist der gemütlichste Ort für Bewohner sowie Gäste – das Wohnzimmer. Hier verbringen wir auch durchschnittlich die meiste Zeit. Daher ist es sinnvoll, auch hier eine passende Einrichtung zu schaffen, die Komfort und gleichzeitig mehr Sicherheit bietet. Wohnraumanpassungen für ein barrierearmes Wohnzimmer bieten daher beispielsweise mehr Bewegungsfreiheit, ermöglichen ein leichtes Aufstehen und Hinsetzen sowie das einfache Erreichen aller Bedienelemente. Die wichtigsten Punkte, die Sie bei der Einrichtung eines barrierearmen Wohnzimmers beachten sollten, stellen wir Ihnen in diesem Beitrag vor.

In wenigen Schritten zum angepassten Wohnzimmer

Am wichtigsten bei der Wohnraumgestaltung ist die Berücksichtigung der benötigten Freiflächen um die Einrichtungsgegenstände herum. Daher gilt auch beim barriererarmen Wohnzimmer: Weniger ist mehr, denn zu viele Möbel schränken den Bewegungsraum zu sehr ein. Alle Einrichtungsstücke sollten frei mit dem Rollstuhl oder Rollator angefahren werden können. Wie hoch der Platzbedarf ist, ergibt sich dabei auch aus dem Handicap. Ein Standardrollstuhl ist gemeinhin ca. 1,2 Meter lang und 0,7 Meter breit. Zum Wenden sollte mindestens eine Fläche von 1,5 x 1,5 Metern eingeplant werden, bei Personen mit hohem Pflegebedarf und/oder größeren Mobilitätshilfsmitteln können auch 2 x 2 Meter notwendig sein.

Sitzflächen anpassen

Ihre Stühle, Sofas und Sessel sollten weder zu hoch noch zu tief sein, um Ihnen ein leichtes Hinsetzen und Aufstehen zu ermöglichen. Dies kann wahlweise mit einer Verlängerung der Möbelbeine erreicht werden oder mit speziellen Liftsystemen, die das Sitzmöbel auf Knopfdruck in eine passende Höhe hoch- und wieder runterfahren. Auch ein Seniorensessel ist eine gute Lösung, da dieser häufig elektrisch verstellbar ist. Angenehm sind ergonomisch angepasste Arm- und Nackenstützen, die ein längeres und angenehmes Sitzen ermöglichen. Ein wichtiger Punkt ist auch die Pflege des Mobiliars: Die Polster und Oberflächen sollten möglichst einfach zu reinigen sein.

Zugänglichkeit

Um die Fenster jederzeit einfach öffnen zu können, empfiehlt es sich grundsätzlich, die Fensterbänke freizuhalten. Rollstuhlnutzer sollten zudem darauf achten, dass die Fenstergriffe gut erreichbar sind. Auch Regale und Schränke sollten komfortabel benutzbar sein und daher gleich in passender Höhe angebracht werden. Auf eine Greifzange ist dann oft zu verzichten.
Ein Fliesentisch muss es nicht unbedingt sein, aber eine Ablagefläche direkt neben dem Sofa oder Sessel ist auch im barrierearmen Wohnzimmer praktisch. Hier können häufig genutzte Gegenstände wie schnurloses Telefon, Fernbedienung, Lesebrille oder Bücher deponiert werden.
Praktisch sind auch neue Smart-Home-Systeme und generell der Einsatz von Schaltern und Fernbedienungen, mit denen sich beispielsweise Rollläden, Fenster, Lampen und die Wohnraumtemperatur bequem steuern lassen.

 

 

In ein Smart-Home-System eingebundene Fenster können ganz automatisch für ein optimales Raumklima sorgen. Gleichzeitig kann jedes Fenster per Smartphone ferngesteuert und Wohlfühltemperatur Luftfeuchtigkeit sowie der zulässige CO2-Gehalt nach eigenen Vorlieben festgelegt werden.

Sicherheit
Aufsteh- und Pflegesessel der neuen Generation überzeugen heutzutage nicht nur mit Bequemlichkeit und Komfort, sondern auch einem gelungenen Design.

Fernseher-, Telefon- oder Computerkabel sollten möglichst fest und an den Wänden entlang verlegt werden, um eine Stolperfalle von vornherein zu vermeiden. Für mehr Sicherheit sorgt auch ein rutschhemmender Bodenbelag. Auf Teppiche, Läufer und Ähnliches sollte möglichst verzichtet werden, es sei denn, sie sind so befestigt, dass ein Verrutschen verhindert wird. Für ein höheres Maß an Sicherheit ist zudem sehr wichtig, dass alle Möbel standfest und stabil angebracht sind. Dann können sie zur Not auch mal als Stütze dienen. Um das Verletzungsrisiko zu vermindern, sollten die Kanten abgerundet sein.

Checkliste: Barrierearmes Wohnzimmer

• Ist ausreichend Bewegungsfreiheit im Wohnraum für Rollstuhl bzw. Gehhilfen vorhanden?
• Sind alle Einrichtungsgegenstände, Fenster und Türen gut zugänglich?
• Ist der Übergang zu Terrasse oder Balkon schwellenlos?
• Sind die Türen schwellenlos und der Durchgang mindestens 90 cm breit?
• Für Rollstuhlnutzer: Sind die Bedienelemente wie Türgriffe und Lichtschalter auf 85 cm Höhe montiert?
• Sind die Sitzmöbel höhenverstellbar und ergonomische Armstützen sowie Aufrichthilfen vorhanden?
• Können Sie von Ihrem Lieblingssessel oder Ihrer Couch ungehindert ins Freie blicken?
• Stehen alle Möbel stabil und sind sie kippsicher montiert?
• Sind keine scharfen Möbelkanten vorhanden?
• Können Sie Beleuchtung, Rollläden und Heizung komfortabel bedienen?
• Sind alle Kabel sicher an den Wänden verlegt?
• Ist der Boden rutschfest und sind alle Teppiche entfernt oder befestigt?

Ein barrierearmes Wohnumfeld bietet auch im Alter die Möglichkeit, selbstbestimmt zu leben. Mit elektrischem Antrieb lassen sich schwer erreichbare Fenster und Sonnenschutz per Funksteuerung, Smartphone oder Control-Pad eigenständig öffnen.

Fördermöglichkeiten für wohnungsverbessernde Maßnahmen

Pflegekasse
Wohnungsverbessernde Maßnahmen werden ab dem Pflegegrad 1 mit bis zu 4.000,00 € pro Maßnahme unterstützt. Dazu gehören neben Rampen und Treppenliften auch Türverbreiterungen.

Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)
Für Eigentümer, aber auch Mieter, bietet die KfW Kredit- und Zuschussprogramme an. Die Kreditanträge erfolgen über die Hausbank, die Zuschüsse beantragt man direkt bei der KfW.
www.kfw.de

Gesetzliche Unfallversicherung
Wer infolge einer Berufskrankheit oder eines Arbeitsunfalls eine Behinderung erlitten hat, hat Anspruch auf eine Unterstützung durch die gesetzliche Unfallversicherung. Der Umfang richtet sich nach den individuellen Erfordernissen.

Rentenversicherungsträger
Wenn Sie mindestens 15 Jahre den Beitrag zur Rentenversicherung gezahlt haben und berufstätig sind, haben Sie Anspruch auf die Übernahme der Kosten bei der behindertengerechten Gestaltung der Wohnung.

Amt für Arbeit und Soziales
Beim Amt für Arbeit und Soziales kann ein Antrag auf Eingliederungshilfe gestellt werden, dies jedoch erst, wenn zuvor alle Möglichkeiten ausgeschöpft wurden.

Steuererleichterungen
Umbaumaßnahmen und Handwerkerleistungen können Sie in Ihrer Einkommenssteuererklärung als Abzüge geltend machen.

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