STECKBRIEF

Name: Kim Cremer
Wohnort: Mettmann NRW
Beruf: Buchhalter
Hobbies: Leichtathletik, Biken, leckeres Essen machen
Handicap: Unterschenkelamputation links
E-Mountainbike -Fan seit:  2017
Social media: www.instagram.com/kimii.b.c
Welches E-Mountainbike fährst du (Typ & Marke)? Warum hast du dich für dieses Modell entschieden?

Ich fahre ein Specialized Kenevo. Da ich nicht viel Strecke fahre, sondern am liebsten bergab Endurotrails und Downhill, habe ich mich für ein robustes Enduro E-Bike mit genügend Federweg entschieden. Bewusst habe ich einen Motor von Brose gewählt, da ich hier auch den Motor ausschalten kann und der komplett entkoppelt. Bei anderen Rädern kann man den Motor ausschalten, muss ihn dann aber mit antreten, was richtig Power kostet.

Warum hast du einen E-Antrieb gewählt und dich nicht für ein normales Bike entschieden? (Man hört öfter, dass sich viele Mountainbiker darüber lustig machen, weil es mit Antrieb angeblich alles nicht mehr so anstrengend ist …)

Für ein E-Bike entschied ich mich 2016, da ich mein Bein nicht voll belasten konnte, aber trotzdem rauswollte. Ich konnte dann mit dem E-Bike länger unterwegs sein und auch mal 30 km radeln. Hier im Bergischen Land wäre ich ohne Motor nach einer halben Stunde so platt und voller Schmerzen gewesen, dass diese noch tagelang angehalten hätten.

Mittlerweile fahre ich schmerzfrei mit einer Unterschenkelprothese – immer noch E-Bike. Auf die Frage, warum ich kein normales Rad fahre, ist die Antwort recht einfach. Weil ich nicht will. Ich könnte – aber mit dem E-Bike kann ich nach Feierabend flott in den Wald fahren und verschwende nicht noch wertvolle Zeit mit dem Bergaufradeln. Mein Fokus liegt auf der Bergabfahrt, da habe ich Spaß. Mit einem normalen Bike fahre ich z.B. im heimischen Trail dreimal, dann bin ich platt. Mit dem E-Bike schaffe ich in derselben Zeit fünf Runden. Jetzt meine Frage – warum sollte ich ein normales Rad fahren? Der einzig große Vorteil ist das Gewicht. Ich hab auch mal 50 km auf einem Rennrad abgerissen – Spaß machte es aber nicht wirklich. Für meinen Zeit-Spaß-Faktor ist das E-Enduro-Bike genau richtig. Was viel wichtiger ist: Egal ob E-Bike, Rennrad oder Fußgänger, man sollte sich immer mit Rücksicht und Respekt begegnen.

Du hast das Bike für dich und dein Handicap passend umgebaut. Was hast du abgeändert? Hast du es selbst umgebaut oder hast du professionelle Hilfe in Anspruch genommen?

Ein Umbau für die Unterschenkelprothese war nicht nötig. Wenn’s mal ruppig wurde, rutschte ich vom Pedal ab, deshalb habe ich mir Magpeds gekauft. Hier werden Metallplatten unter den Schuh gebaut und man wird mit einem Magnet am Pedal gehalten. Klickpedale wären eine Alternative gewesen, ich hab es aber nicht geschafft, mich immer aus dem Pedal zu drehen. Mit dem Magnet habe ich Halt, kann das Pedal auch hochziehen und muss nicht permanent den sicheren Stand kontrollieren.

Was kannst du Lesern, die sich auch für ein E-Mountainbike interessieren, mit auf den Weg geben? Worauf sollte man achten? (Akku, Laufzeit und Reichweite, besondere Anforderungen?)

Meine Empfehlung ist Fachberatung. Man muss wissen, für welchen Anspruch das Rad ausgelegt sein soll. Sightseeing an der Mosel, Feldwege mit der Family oder steil hoch und runter und ggf. auch mal ein Bikeparkbesuch. Sitzposition und die richtige Größe sorgen für Sicherheit und beugen Rückenschmerzen vor.

Bei den Motoren geht die Charakteristik weiter. Der eine Motor unterstützt sanft und passt sich an, andere knallen sofort los und man geht ab wie die Feuerwehr im Turbomodus. Hier sehe ich auch die Gefahr – ein E-Bike kann bei nicht fachgerechter Einweisung und unterdimensionierter Bremse auch gefährlich werden. Auch sind viele Räder von Discountern sehr schwer und haben eine schlechte Gewichtsverteilung. So kann das Heben auf den Fahrradträger oder aus dem Keller ein Desaster werden.

Es lohnt sich aktuell, nach den neuen Modellen zu schauen, da die Akkulaufzeit und Motorstärke immer besser in Kraftverteilung und Abstimmung werden. Ganz ehrlich – ich schaue gar nicht mehr nach den allerneusten Modellen, weil mein ein Jahr altes E-Bike technisch schon so hinterherhinkt, dass ich weinen möchte.

 

Fotos: Privat