Wie fühlt es sich wohl an, wenn ich alt bin? Wie werden sich einzelne Fähigkeiten verändern und welche Barrieren könnten das Leben erschweren? Dieser Frage sind Wissenschaftler der Professur Arbeitswissenschaft und Innovationsmanagement gemeinsam mit der Volkswagen AG, Audi, Wolfsburg AG und AutoUni nachgegangen.

Nach der Auswertung von über 200 Studien zum Altern entwickelten Sie den „Modularen Alterssimulationsanzug MAX“. Ursprünglich angewendet, um alternskritische Tätigkeiten im Montageprozess zu identifizieren und damit zur ergonomischen Arbeitsgestaltung, wird der Anzug auch für Produkttests und zur Sensibilisierung von Mitarbeitern aus Pflege, Wohnungswirtschaft und Handwerk eingesetzt.

Der Anzug ermöglicht es, konditionelle Fähigkeiten (Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer, Beweglichkeit) altersspezifisch zu reduzieren und die Sinneswahrnehmungen (Sehen, Hören, Fühlen) einzuschränken. Zur Simulation der konditionellen Fähigkeiten werden Gelenkmanschetten und Gewichte mit dem Schnittmuster des Anzuges kombiniert. Die Seheinschränkungen wie Visus, reduziertes Gesichtsfeld und Linseneintrübung werden durch spezielle Brillen simuliert. Für das Hören werden Kapselgehörschützer verwendet, die hohe Frequenzen herausfiltern und den Geräuschpegel dämpfen. Handschuhe reduzieren das Tastempfinden. Eine Besonderheit des Anzuges sind die drei Einschränkungsgrade (grün, gelb und rot). Geht es darum, Arbeitsplätze auf ihre Alterstauglichkeit zu überprüfen, dann wird der grüne Grad verwendetet. Damit können junge Probanden (zwischen 20–30 Jahren) die typischen Einschränkungen einer ca. 60-jährigen Person erleben. Geht es darum, für das hohe Alter zu sensibilisieren und Verständnis zu schaffen, so wird der rote Einschränkungsgrad (simuliert ein Alter 80+) eingesetzt. Das heißt, je nach Anwendungsszenario kann der Anzug flexibel verwendet werden.

Seit 2019 ist der Alterssimulationsanzug MAX fester Bestandteil der Schulungskonzepte des „WohnXperium“ in Chemnitz (www.wohnxperium.de). Das „WohnXperium“ ist ein Test- und Demonstrationszentrum zum barrierearmen assistierten Bauen und Wohnen. Hier ist es möglich, mit verschiebbaren Wänden und Möbelnachbildungen aus Pappe Wohnungsgrundrisse nachzubauen, zu testen und zusammen mit dem Alterssimulationsanzug auf Barrieren zu überprüfen. Somit können relevante Akteure für die Bedarfe älterer Menschen nachhaltig sensibilisiert werden.

Quelle Text: TU Chemnitz, Fotos: TU Chemnitz, Toni Söll