Tonnen von Müll pro Jahr werden durch Wanderer und Pilger auf der Suche nach sich selbst in der Natur zurückgelassen.

Wandern stellt die wohl nachhaltigste Form des Reisens dar. Der Sinn des Pilgerns besteht im Spirituellen und Ruhigen, aber auch im alleinigen Runterkommen in der Natur.

Einige Pilgerwege sind mittlerweile jedoch sehr touristisch überlaufen, was den Sinn des Pilgerns und das Pilgergefühl infrage stellt, sodass vom eigentlichen Pilgern oft nicht viel bleibt.

Dosen und Wasserflaschen sowie Tütensuppen/Tüteneintöpfe und andere Verpackungsmaterialien zieren neuerdings die sonst so idyllischen Wander- und Pilgerwege. Vor allem Papiertücher, welche durch die Toilettennutzung in der Wildnis liegen bleiben, stellen ein großes Problem dar.

Der Nebeneffekt der Suche nach sich selbst ist die enorme Umweltbelastung der bestehenden naturbelassenen Gegebenheiten durch Materialien, die teilweise einen jahrelangen Verrottungsprozess durchlaufen.

Eine Blechdose benötigt beispielsweise 50–5.000 Jahre, um zu verrotten, Zigarettenstummel 5–7 Jahre, ebenso wie Kaugummis. Plastikflaschen benötigen sogar 100–5.000 Jahre, um sich vollständig aufzulösen. Fälschlicherweise wird oft angenommen, dass Papiertaschentücher zügig von der Natur zersetzt werden und deshalb für den Toilettengang in der Wildnis zurückgelassen oder mit Laub bedeckt werden können. Jedoch benötigt ein einziges Taschentuch bereits 1–5 Jahre Verrottungszeit.

Schon im Jahr 2018 betonte Bundesentwicklungsminister Gerd Müller von der CSU „Plastikmüll verschmutzt unsere Umwelt in einem unglaublichen Ausmaß“ und forderte die Verringerung der Entstehung von Plastikmüll.

Um diesem sich widersprechenden Dilemma der Naturverbundenheit und der Umweltbelastung entgegenzuwirken, sind Innovationen wie Klimapilgerwege und Projekte wie das Klimapilgern entstanden, um den Weg in eine saubere Natur zu ebnen. Mehr zum Projekt Klimapilgern finden Sie auf www.klimapilgern.de

Einen weiteren aufkommenden Trend stellt das PLOGGING dar. Plogging hat seinen Ursprung in dem schwedischen Wort „plocka“, was so viel wie „aufheben“ bedeutet. Zusammen mit dem Wort „Jogging“ wird daraus plogging. Während des Spaziergangs, des Wanderns oder des Pilgerns soll Müll auf dem Weg aufgehoben und entsorgt werden.

Zehn Tipps zum nachhaltigen Pilgern:

  1. Feste Shampoos statt Duschgel in Plastikverpackungen verringern nicht nur Plastikabfall, sondern lassen sich auch platzsparender im Pilger- oder Wanderrucksack verstauen.
  2. Behältnisse aus Metall/Glas/Holz bzw. Thermosflaschen für warme Getränke statt Plastikverpackungen
  3. Wiederverwendbare Flaschen anstelle gekaufter Plastikpfandflaschen
  4. Wiederverwendbare kleine Müllbeutel an jedem Pilgerrucksack, um selbst produzierten, aber auch jeglichen anderen Müll auf dem Pilgerweg einsammeln zu können
  5. Mit einem Dörrautomat kann Fleisch, Fisch, Gemüse und Obst das Wasser entzogen und für mehrere Monate ohne Kühlung haltbar gemacht werden.
  6. Vorab geplante Routen festlegen und hierbei auf die WC-Möglichkeiten achten, damit die Natur nicht als WC genutzt wird
  7. Mit einem Campingkocher kann Wasser aus Bächen oder Flüssen keimfrei gemacht werden, indem es zehn Minuten sprudelnd kocht. So kann die Wasserflasche auch unterwegs befüllt werden.
  8. Biomüll kann im Feuer verbrannt oder mit Laub bedeckt werden. (Achtung: Bananenschalen sind giftig für Wildtiere!)
  9. Robustes Obst und Gemüse wie Äpfel, Birnen und Karotten einpacken. Sie benötigen keine Plastikverpackung und sind lange haltbar. Zu bestimmten Jahreszeiten kann auch auf Obstbäume auf dem Pilgerweg zurückgegriffen werden – frischer geht es kaum!
  10. Müsliriegel können vorab selbst gebacken und in einer Dose verstaut werden, statt einzeln verpackte Müsliriegel zu kaufen.

Der Weg ist das Ziel – doch dabei darf das Ziel der Nachhaltigkeit nicht vernachlässigt werden, denn „auf dem Weg zu sich selbst“ zu sein beinhaltet auch die Auseinandersetzung mit sich und seiner Umwelt. Schließlich ist das Wandern „Müllers Lust“ und nicht „Müll und Frust“.

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