Nicht nur in der Winterzeit ist eine regelmäßige Wartung wichtig

Fast jeder pflegt sein Auto regelmäßig. Da wird gewaschen, nach dem Ölstand geschaut und der Reifendruck überprüft. Die gleiche Aufmerksamkeit sollte man auch seinem Rollstuhl zugutekommen lassen. Im Winter bedarf der Rollstuhl einer sorgfältigeren Pflege. Salz und Feuchtigkeit greifen die Metallteile an. Aluminiumteile und verzinkte Schrauben korrodieren dann leicht. Deshalb sollte nach einem Ausflug anhaftendes Salz mit milder Seifenlauge abgewaschen und die feuchten Reifen abgetrocknet werden. Einige Tropfen Kriechöl vertreiben die restliche Feuchtigkeit und schützen zusätzlich. Auch im Sommer benötigt der Rollstuhl z.B. nach einem Aufenthalt am Strand sehr viel Pflege, denn Sand und Salzwasser sind seine natürlichen Feinde. Gegebenenfalls sollte man überlegen, sich einen Strandrollstuhl auszuleihen.

Das Rad

Empfehlenswert ist es, regelmäßig (mindestens alle 4 Wochen) den Reifendruck zu prüfen. Die Angabe des Minimal-/Maximaldrucks findet sich auf der Seite des Reifenmantels. Beim Marathon-Plus (die häufigste Bereifung in Deutschland) liegt der Druck zwischen 6 und 10 bar. Ideal bezüglich Komforts und Rollwiderstands sind 8 bar. Wenn die Bremse nicht richtig packt, sollte der Reifendruck sofort kontrolliert werden, denn dies ist ein Indiz dafür, dass er zu niedrig ist. Zum Aufpumpen eignet sich am besten eine Standluftpumpe oder ein Kompressor mit Manometer, mit dem der entsprechende Druck erreicht werden kann. Obwohl die meisten Rollstuhlschläuche über ein Autoventil verfügen, ist es nicht ratsam, den Reifen an einer Tankstelle zu füllen, da die dortigen Geräte meist nur einen Maximaldruck von 4 bar erreichen.

Auch die Steckachsenbuchse am Rollstuhl sollte gesäubert werden. Das Rad kann mittels der Steckachse vom Rollstuhl abgenommen werden, dabei die Steckachse auch aus dem Rad ziehen. Nun diese sowie das Kugellager am Rad mit einem weichen, fusselfreien Tuch abreiben. Vor dem Zusammenbau einen Tropfen Kriechöl auf die Steckachse geben. Dabei darauf achten, dass auch die kleinen Kugeln am Ende der Steckachse etwas Öl bekommen. Zum Schluss das Rad wieder entsprechend der Laufrichtung, die auch auf der Seite des Reifens angegeben ist, an den Rollstuhl zu montieren.

Zudem ist eine regelmäßige Überprüfung der Lenkrollen-Achsen auf Haarknäuel sinnvoll. Besonders in Haushalten mit Haustieren oder bei Personen mit langen Haaren verfangen sich diese schnell dort. Zusammen mit Öl und dem Abrieb der Achse verklumpen die Haare gerne zu einer festen Masse. Idealerweise sollte man die Achse lösen und das Rad herausziehen, um alles zu entfernen. Danach die Achse und das Kugellager mit einem weichen, fusselfreien Tuch reinigen, einen kleinen Tropfen Öl daraufgeben und wieder zusammenbauen. Verschmutzungen können entweder mit einem Staubtuch oder, falls sie hartnäckiger sind, mit einem Mikrofasertuch und milder Seifenlauge entfernt werden. Danach gut abtrocknen und alle beweglichen Gelenke mit einem Tropfen Kriechöl versehen.

Die Sitzfläche

Das Kissen sollte auch hin und wieder gereinigt werden. Die meisten Kissen können per Handwäsche oder bei 30 Grad Schonwaschgang in der Wachmaschine gewaschen werden. Bitte nicht schleudern, sondern in ein Handtuch einwickeln und trocken drücken. Danach luftig trocknen, möglichst nicht auf der Heizung. Ein Ersatzbezug oder ein Ersatzkissen ist auch von Vorteil. Die meisten Krankenkassen genehmigen einen Ersatzbezug aus hygienischen Gründen.

Bei Regenwetter hat sich für das Kissen ein sog. Inkontinenzbezug bewährt. Sofern einem doch etwas Regen den Rücken herunterläuft, wird zwar die Hose oder der Rock nass, aber das Kissen bleibt wenigstens trocken.

Inspektion

Einmal pro Jahr sollte man das Sanitätshaus mit der Inspektion des Rollstuhls beauftragen. Dabei werden dann alle Schrauben nachgezogen, das Profil der Reifen und Lenkrollen kontrolliert und – falls nötig – Reparaturen erledigt.

Pflege von Zusatzantrieben

Bei Zusatzantrieben (Servo, e-motion, e-fix, Solo) kommt zusätzlich noch die Pflege der elektrischen Kontakte hinzu. Hierbei ist es wichtig, sich vorher anhand der Bedienungsanleitung zu informieren, welche Maßnahmen geeignet sind.

Es sollte eine regelmäßige Kontrolle der Kontakte stattfinden, um zum Beispiel herauszufinden, ob etwas verbogen ist. Staub und Verschmutzungen kann man mit einem weichen, fusselfreien Tuch oder einem Pinsel reinigen. Für schwer zugängliche Stellen eignet sich ein Druckluftspray, z.B. für das Reinigen von Computertastaturen. Bei manchen Autowaschanlagen findet man auch Druckluftpistolen bei der Saugstation, dann bietet es sich an, nach der Autowäsche auch gleich den Rollstuhl zu reinigen.
Bei Zusatzantrieben mit Steckachse sollte diese, genauso wie die Steckachsenbuchse, regelmäßig gereinigt werden. Achtung: Beim Ölen bitte die Bedienungsanleitung beachten!

Die Akkus sollten regelmäßig geladen werden, um die Funktionsfähigkeit zu erhalten. Bei Li-Ion-Akkus darauf achten, dass sie im Sommer nicht lange im aufgeheizten Auto liegen. Genauso wenig vertragen sie längere Zeiten in frostiger Umgebung, sofern sie nicht genutzt werden. Nach Ausflügen mit dem Auto ist es daher empfehlenswert, den Akku mit in die Wohnung zu nehmen.

Material zur Pflege

– Kriechöl ist vielen als WD-40 oder Ustanol bekannt. Allerdings ist die Dosierung der Sprays oft schwierig. Einfacher geht es z.B. mit dem Ölstift Lubra metallic, mit dem tropfgenau dosiert werden kann.
– Mikrofasertücher
– Druckluftspray
– Inbusschlüssel oder Fahrradwerkzeug, Maul- oder Ringschlüssel in den gängigen Größen (z.B. 10, 12, 13). Manchmal wird das Werkzeug auch direkt mit dem Rollstuhl mitgeliefert.
– Standluftpumpe oder Kompressor mit Manometer, mindestens bis 10 bar

Wintertipps für Rollstuhlfahrer

Nicht nur der Rollstuhl braucht hin und wieder Pflege, sondern auch der Fahrer kann sich gegen die kalten Monate rüsten.
Handschuhe sind ein weites Thema. Je nach Wetterlage fehlt oft der Grip an den Greifreifen. Bei Regen wird das Abbremsen oft zur Rutschpartie und im Winter werden die Hände schnell zu Eisklötzen. Fahrradhandschuhe sind bei angenehmem Wetter sehr beliebt, weil sie die Beweglichkeit der Hände wenig einschränken. Für den Winter werden auch spezielle Rollstuhlhandschuhe angeboten, die allerdings meist sehr teuer sind. Als Alternative bietet sich ein Besuch im Baumarkt oder in einem Geschäft für Berufsbekleidung an. Dort findet man eine gute Auswahl an Handwerker-Handschuhen und kann seinen Favoriten in Bezug auf Passform, Wärme und Grip aussuchen.

Ebenfalls könnten bei niedrigen Temperaturen Rollstuhlfußsäcke gegen die Kälte schützen. Sie werden in vielen verschiedenen Formen angeboten. Leider sind sie meistens sehr dick und sperrig, sodass aktive Rollstuhlfahrer damit nicht wirklich glücklich werden. Personen, die geschoben werden oder einen Elektrorollstuhl fahren, sind damit jedoch im Winter gut eingepackt. Dabei sollte man darauf achten, dass der Fußsack leicht geschlossen werden kann. Für aktive Rollstuhlnutzer ist eine kleine Fleecedecke besonders an kalten Tagen eine gute Alternative. Bei Regen lässt sie sich noch gut mit einem Überwurf aus wasserdichtem Stoff ergänzen.

Beheizbare Einlegesohlen für die Schuhe sind eine tolle Erfindung für besonders kalte Tage. Sie werden mit Batterien/Akkus betrieben und können hervorragend „Eisbeinen“ vorbeugen. Auch wiederverwendbare Handwärmer, die je nach Bedarf aktiviert werden, sind eine gute Sache. Sind sie wieder abgekühlt, kann man sie in kochendem Wasser für den nächsten Einsatz reaktivieren.